Als Leiter der Nürnberger Kaltwasser-Niederlassung war es mir und meiner bezaubernden Verlobten Anna – samt Agenturhund Emma – vergönnt, die erste Nacht im KARL zu verbringen. „Autarkie“, „Nachhaltigkeit“, „Reduzierung auf das Wesentliche“, „Grünkläranlage“, „Bio-Toilette“ sind die Schlagworte, die wir im Team seit Wochen diskutieren. Klingt erstmal grün und verantwortungsbewusst – und damit irgendwie aber auch nach unbequemem Frieren zwischen improvisierten Bio-Daunen. Wird die Nacht also so romantisch, wie ich es Anna vorab erzählt habe, um sie zu der Übernachtung zu überreden – oder ist es eher eine zweifelhafte Ehre, an einer vielbefahrenen Kreuzung in der Nürnberger Innenstadt ohne Wasser- und Stromanschluss zu wohnen?
Vor dem Schlafen gilt es, die Willkommensparty für KARL über die Bühne zu bringen. Dank tollen Caterings mit Show-Koch, Latin-Livemusik und Spielvergnügen an unserem Besprechungs-Tisch-Kicker TiKiTi gelingt diese erste Etappe wie erwartet mühelos. Mitten in der Nacht werden die Gäste verabschiedet. Schnell noch klar Schiff machen und dann geht es für uns zur Nachtruhe in den KARL. Hier ist nochmal kurzes Aufräumen angesagt, schließlich hatten es sich zahlreiche Gäste schon seit dem späten Nachmittag in dem Mini-Loft bequem gemacht. Trotzdem ist im Handumdrehen alles für die Nacht bereit: Die Bänke und der Tisch sind wie vorgesehen verstaut und das Bett ist gemacht. Auftrag von Anna: Ofen anschüren! Schließlich zeigen sich die Eisheiligen von ihrer frostigen Seite. Und hier taucht das erste Problem auf: Die bereitgelegten Holzscheite sind zu groß für den Ofen. Na gut, also schnell Hand angelegt: Jetzt passen die Scheite, das Feuer flackert gemütlich und dank der angeschlossenen Warmwasserheizung verteilt sich die Wärme angenehm im ganzen Raum. Nach einem Ausflug in das stylishe Bad geht es in die Heia. Was für eine Wohltat nach einem anstrengenden Tag! Das Bett ist groß und bequem, so viel Komfort hatten wir gar nicht erwartet. Besonders schönes Detail: Die sanfte „Discobeleuchtung“ von der Verkehrsampel vor dem Fenster. Bevor wir uns weiter wundern können, sind wir auch schon eingeschlafen.
Am nächsten Morgen weckt mich – oh Wunder – nicht die Hauptstraße neben meinem Kopfkissen. Von dem morgendlichen Berufsverkehr bekommen wir hier drinnen nämlich so gut wie gar nichts mit. Stattdessen zieht herrlicher Kaffeeduft durch das KARL-Innere. Anna ist schon aufgestanden, hat frischen Kaffee aufgebrüht und sitzt vor ihrem Tablet, E-Mails checken. Aha, das W-LAN funktioniert offensichtlich auch. Ich lasse mir einen Becher reichen und mache es mir mit Kissen und Decken in der Rundung unseres „Schlafzimmers“ gemütlich. Hier lässt es sich aushalten. Schade, dass bald die Arbeit ruft. Also schnell unter die Dusche, wo die nächste Überraschung wartet: Ein Heizkörper in der Dusche. Wie dekadent, beheizt duschen kann ich ja nicht einmal zuhause. Also dauert auch das etwas länger, zu behaglich ist es in KARLs Mini-Spa. Während die ersten Kollegen in der Agentur eintrudeln und neugierig an die Tür klopfen, ziehe ich mich endlich an und verlasse – gefühlt viel zu früh – diesen Wohnwagen, in den ich noch am Vorabend eigentlich gar nicht wirklich rein wollte.
Philipp Nieberle
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